Budig-Segelflugzeug mit Hilfsmotor.
Die Erfolge der deutschen Segelflieger im Rhöngebirge ließen im Spätsommer des Jahres 1922 die Welt aufhorchen. Das uralte Problem des menschlichen Fluges war seiner
idealen Erfüllung wieder um einen Schritt näher gekommen; es war gelungen, stundenlange Flüge ohne die Kraft eines sehr starken, mit großem Betriebsstoff-verbrauch arbeitenden Motors auszuführen. Ein Wettkampf unter den Nationen entbrannte um die Höchstleistung im Segelflug. Die letzten Versuche mit ihren
Höchstleistungen haben gezeigt, daß die Konstrukteure bei der heutigen Bauart von Maschinen nicht stehen bleiben können, wenn sie ein praktisch allgemein brauchbares
Sportflugzeug herstellen wollen. Die gänzlich motorlosen Flugzeuge sind zu sehr auf die Gunst des Geländes und der Windströmungen angewiesen, als daß sie zu jeder Zeit
und für jedermann verwendbare Sport- und Kleinverkehrsflugzeuge werden könnten. Infolgedessen liegt es nahe und ist schon im „Flugsport" angeregt worden, ein
segelfähiges Flugzeug zu erbauen, das zum Aufstieg und bei ungünstigen Windverhältnissen durch einen Motor von wenigen Pferdekräften (4—6 PS) unterstützt wird. Als
Erster ist nun Ing. F. Budig mit einer solchen Maschine hervorgetreten, die durch erfolgreiche Probeflüge ihre Brauchbarkeit bewiesen hat. Das Flugzeug Budigs ist mit einem
kleinen 2 Cyl. Fahrradmotor von 4 PS ausgerüstet, der während des Segelfluges ausgeschaltet werden kann.
Gleichzeitig zeigt das Flugzeug eine interessante (den Rhönteilnehmern von 1921 bekannte) Neuerung in Gestalt einer ebenfalls von Budig in langjährigen Versuchen
konstruierten automatischen Vorrichtung zur Erhaltung der Längsstabilität, welche die Gefahr eines Absturzes in der Längsrichtung verhindert, sodaß der Flugzeugführer seine
ganze Aufmerksamkeit der Eihaltung des seitlichen Gleichgewichts zuwenden kann. Hierdurch wird auch weniger gewandten Personen das Erlernen der Führung eines solches
Flugzeuges bedeutend erleichtert. Gleichzeitig dient der Automat zur Ausnützung der horizontalen Windschwankungen im Gegensatz zu den bisher erfolgten Flügen der
motorlosen Segelflieger im vertikal aufsteigenden Hangwind der Gebirge. Die genannte Vorrichtung ist auf der nebenstehenden Abb. als Vorderteil des Flugzeugs deutlich
erkennbar und besteht aus einer Steuerfläche, die durch den wechselnden, stärker und schwächer werdenden Fahrtwind verstellt wird und dadurch die Bewegung des
Flugzeugs den Erfordernissen des Segelfluges entsprechend beeinflußt.
Da das Flugzeug serienmäßig hergestellt werden kann und der Preis dann den eiues Motorrades kaum übersteigen wird, so ist zu hoffen, daß diese Neukonstruktion weiteren
Kreisen zugänglich wird.