Bei der fünften He 162 A-2 (V22, Werk-Nr. 220005) wurde die Flügelwurzel zur Verbesserung des Abkippverhaltens weiter verbessert. An der nachfolgenden Flugeigenschaftserprobung nahm auch die sechste He 162 A-2 (V23, Werk-Nr. 220006) teil, die man in gleicher Weise abgeändert hatte. Zur Erprobung der Flugeigenschaften um die Hoch- und Längsachse dienten die beiden nächsten He 162 A-2 (V24 und V25, Werk-Nr. 220007 und 220008), wobei der Rumpf der letzteren Maschine versuchsweise   geringfügig verlängert wurde. Diese Änderung übernahm man auch bei den nachfolgenden zwei A-2 (V26 und V27, Werk-Nr. 220009 und 220010). Die Rumpfverlängerung belief sich auf 127 mm, eine Maßnahme, die bei der als Reserve-flugzeug dienenden elften He 162 A-2 (V28, Werk-Nr. 220011) ebenfalls getroffen wurde. Waffenversuche führte man mit der zwölften und dreizehnten He 162 A-2 (V29 und V30, Werk-Nr. 220012 und 220013) durch, die am 19. Februar bzw. am 24. Februar 1945 erstmals flogen. Letztere Maschine wurde versuchsweise mit dem neuen, von AEG entwickelten Zielweisungs- gerät „Adler" ausgerüstet.
Auch die nächsten sechs V-Muster der He 162 gehörten zur Baureihe A-2; sie wurden jedoch wiederum für verschiedene Versuchszwecke verwendet. Man dachte in diesem Zu- sammenhang nicht nur an eine wirksamere Bewaffnung und an schub-stärkere Triebwerke, sondern auch an eine weitere Verbesserung der Flugeigenschaften. Als He162A-9 wurde eine A-2 mit V-Leitwerk geführt, die jedoch über ihr Reißbrettstadium nicht hinauskam. Im November 1944 forderte das Technische Amt einen Leichtbaujäger mit Argus As 014-Triebwerk. Dieses einfache, als intermittierendes Schubrohr arbeitende Aggregat entwickelte eine Schubleistung von 335 kp. Hinreichend bekannt wurde es als Antrieb der geflügelten Fernbombe Fieseier Fi 103 oder „V1", die ab August 1944 gegen Ziele in Südengland kam. Heinkel hatte bereits Anfang 1942 die He 280 V1 auf vier As 014 umgerüstet. Erprobungsergebnisse konnte man jedoch nicht ermitteln, denn am 13. Januar 1942 ging diese Maschine während eines Schleppflugs durch Absturz verloren. Der erste, mit He 162 B-1 bezeichnete Entwurf für die neue Jäger-Ausschreibung sah als Antrieb zwei As 014-Schubrohre vor, die auf dem Rumpfhinterteil nebeneinander angeordnet waren. Die rechnerische Höchstgeschwindigkeit dieses Projekts lag bei 810 km/h, und auch die Verwendung eines einzigen As 044-Schubrohres mit 500 kp bei der He 162 B-2 zeigte schlechte Flugleistungen. Man stellte daraufhin die Weiterentwicklung der B-Reihe ein und wandte sich erfolgversprechenderen Projekten zu. Wie bereits er- wähnt, wurden die He 162 V11 und V12 jeweils mit zwei Jumo 004B-Trieb- werken ausgerüstet. Beide Maschinen mußten allerdings im März 1945 in Wien gesprengt werden, ohne je geflogen zu sein. Als aussichtsreichste Projekte galten die mit HeS 011-Triebwerken ausgerüsteten He 162 C und  D,  die jedoch  aufgrund der Kriegslage nicht mehr zur Ausführung kamen. Wir werden diese beiden, mit Pfeilflügeln und V-Leitwerken versehenen „Volksjäger "-Versionen noch in einem gesonderten Bericht vorstellen. Bedeutend schneller wäre dagegen die mit einem BMW 003R-Triebwerk ausgerüstete He 162 E zu realisieren gewesen. Das Kombinationsaggregat BMW003R, das auch bei der Me 262 C-2b zur Anwendung kam, bestand aus einem normalen BMW003A, an dessen Unterseite ein Raketenmotor vom Typ BMW 109-718 angeschlos- sen war. Letzterer entwickelte bei einer Brenndauer von drei Minuten einen Schub von 1000 kp, der für die geplante Interzeptor-Version des „Volksjägers" hervorragende Steig-leistungen versprach.
Um auch die Angriffsbewaffung der He 162 weiter zu verbessern, untersuchte man den Einbau einiger der damals modernsten Entwicklungen. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang die sogenannte „15er Wabe" mit 55 mm-Bordraketen des Typs R4/M, deren Aufhängung an der Unterseite des Flügels vorgesehen war. Hinzu kam noch eine Rumpfmontage der von Rheinmetall-Borsig entwikkelten „Rohrblocktrommel", die eine Abwandlung des Sondergeräts SG 117 darstellte und die den Salvenschuß von 30 mm-Granaten ermöglichte.
Ende Januar 1945 erhielt das Erprobungskommando 162 unter Oberstleutnant Heinz Bär als erste Einheit der Luftwaffe die He 162. Die primäre Aufgabe dieses Kommandos war für die nächsten Monate die Einsatz-erprobung der neuen Maschine, anfangs in Rechlin und danach in München-Riem. Etwa zur gleichen Zeit begann mit entsprechenden Lehrgängen auch die Ausbildung des technischen Personals. Das unter dem Kommando von Oberst Herbert Ihlefeld stehende Jagdgeschwader 1 (JG 1) rüstete ab 6. Februar 1945 auf die He 162 A-2 um, und zwar war es die I.Gruppe (l/JG 1) unter Oberleutnant Demuth. Sie übergab ihre FW 190 der 2. Gruppe (ll/JG 1) unter Hauptmann Dahne und verlegte kurzzeitig auf den Flugplatz Parchim in Mecklenburg, etwa 70 km südlich Rostock. Hier und später in Ludwigslust erfolgte unter Anleitung von Heinkel-Werkpiloten die Einweisung der einzelnen Piloten auf die He 162.
Mittlerweile  hatte  in Warnemünde auch die ll/JG 1 auf die He 162 umgerüstet. Ihr Kommandeur, Hauptmann Dahne, kam am 24. April 1945 anläßlich eines Werkstattfluges mit seiner Maschine durch Absturz ums Leben. Seinen Platz nahm daraufhin Major Zober ein. Am 3. Mai 1945 verlegten die ll/JG 1 und der Geschwader-Stab/JG 1 auf den Flugplatz Leck/Holstein. Hier befand sich bereits seit Mitte April die l/JG 1, und am 4. Mai wurden alle drei Einheiten zu einer größeren Gruppe unter Major Zober zusammengelegt. Diese I (Einsatz)/JG 1 hatte einen Flugzeug-bestand von über fünfzig einsatzklaren He 162 A-2.
Als britische Truppen am 8. Mai 1945 den Flugplatz Leck besetzten, fanden sie alle Maschinen in Paradeaufstellung und unbeschädigt vor. FünfTage vorher hatte in Salzburg-Maxglan auch das zum Me 262-Verband JV 44 gehörende Erprobungskommando162 vor der US Army kapituliert. Nach Beendigung der Feindseligkeiten wurden mehrere He 162 von den Alliierten übernommen und in den jeweiligen Testzentren einer gründlichen Nacherprobung unterzogen. Ihre Flugleistungen und -eigenschaften wurden von allen Piloten als durch- aus positiv beurteilt.
Einige Maschinen haben alle Kriegswirren gut überstanden, wurden restauriert und gehören seitdem zu den Hauptanziehungspunkten der großen Luftfahrtmuseen in England, Frankreich, Kanada und den USA. /
Von der He 162 wurden bis Kriegsende insgesamt lediglich 100 Flug- zeuge fertiggestellt — einschließlich aller Prototypen und Nullserienflugzeuge. Hinzu kamen aber noch etwa 800 weitere Maschinen in einem mehr oder weniger fortgeschrittenen Bauzustand. Wenn auch die He 162 militärisch nicht mehr eingesetzt wurde, so bleibt dennoch die Tatsache bestehen, daß dieses Muster in einem Zeitraum von nur wenigen Monaten bis zur Großserie entwickelt wurde. Das allein stellt eine echte Spitzenleistung in der Geschichte der Luftfahrt dar. Mit dem „Volksjäger" wurde eindeutig bewiesen, daß es auch unter widrigsten Verhältnissen grund- sätzlich möglich ist, mit minimalem Kosten- und Materialaufwand ein hochwertiges Jagdflugzeug zu bauen und dem aktiven Truppen-dienst zu-zuführen.
Hans Redemann
Quellennachweis:
1. Bericht 105a/44 Strahljäger He P 1073 vom 23. 9. 1944.
2. Baubeschreibung DSB 162/103 vom 15. 10. 1944.
3. Baumuster-Übersicht He 8-162 M1 bis M36 vom 12.2. 1945 (Lebenslaufakte).
4. Persönliche Aufzeichnungen der Herren Günter, Hohbach und Bader.